Leiter der Ab-teilung Pflege,nicht ärztlicheGesundheits-berufe undAusbildung
Es ist ein großer Wettbewerb, der um die künftigen Arbeitskräfte stattfindet: Bei den heute 16-Jährigen gibt es regional um bis zu 20 Prozent weniger als noch vor ein paar Jahren. Und umdiese künftigen Arbeitskräfte rittern Industrie, Gewerbe und die Schulen. So ist es nur natürlich,dass es weniger Anwärterinnen und Anwärter für den Pflegeberuf gibt, meint Roman Gaal,MSc, MAS, Leiter der Abteilung Pflege, nicht ärztliche Gesundheitsberufe und Ausbildung inder Holding-Zentrale: „Wenn wir gut abschneiden wollen, geht es auch um das Image des Pfle-geberufs, um Karrieremöglichkeiten und um Studien- und Ausbildungsvoraussetzungen. Nurwenn wir da topp sind, werden wir auch genügend Menschen finden, die sich in den NÖ Pfle-geschulen ausbilden lassen.“ Und dabei steigt der Bedarf an Pflegekräften, zeigt ein Blick indie Bevölkerungsstatistik: Die sogenannten Babyboomer gehen in den kommenden Jahren inPension, gleichzeitig steigt der Anteil älterer Menschen, die Pflege benötigen.
Die positive Nachricht ist, sagt Thomas Mörth, BScN, Direktor der Schule für allgemeine Ge-sundheits- und Krankenpflege Baden und Vorsitzender der ARGE der NÖ Schuldirektoren:„Die Verweildauer im Beruf steigt, und zwar sowohl bei den Berufseinsteigern – den jungen wieden älteren – als auch bei den Wiedereinsteigern, für die es viele Schulungsmöglichkeitengibt.“
Drei Berufsbilder – noch ungewohnt
Drei Pflege-Berufsbilder werden derzeit in den NÖ Pflegeschulen zum Abschluss geführt:
diplomierte Kräfte, Pflegefachassistenzen und Pflegeassistenzen.
Wer diplomierte Pflegekraft werden will, hat derzeit noch zwei Möglichkeiten für die Ausbil-dung: in den Fachhochschulen in Krems, St. Pölten und Wiener Neustadt – hier braucht manMatura – oder in den NÖ Pflegeschulen. Beide Abschlüsse werden in der Praxis als gleichwer-tig behandelt:
Sie haben die gleichen Berechtigungen und das gleiche Gehaltsschema. Mit der Pflegegesetz-Novelle (GuKG-Novelle 2016) kam das neue Berufsbild Pflegefachassistenz (PFA) mit derzweijährigen Ausbildung neu dazu, das ebenso eine Diplom-Ausbildung ist, wie Mörth betont:„PFA dürfen größtenteils im Kontext einer fundierten Pflegeplanung autonom handeln und Aus-zubildende von Pflegeassistenzberufen anleiten und unterweisen.“
Und die neue Pflegeassistenz (PA) hat mit ihrer einjährigen Ausbildung mehr Berechtigungenals die frühere Pflegehilfe – sie darf zum Beispiel Blut abnehmen; dafür fällt die haushälteri-sche Tätigkeit weg. Die PA leistet allgemeine Pflege der Patienten.
Die Novelle habe alle Berufsbilder in der Pflege verändert, sagt Gaal: „Es ist ein Mutationspro-zess, der sich zieht, aber das Bewusstsein dafür wächst.“ Und: „Alle drei Berufsbilder habenihre volle Berechtigung, in den NÖ Kliniken eingesetzt zu werden.“
Herkules-Akt für die Schulen
Die GuKG-Novelle 2016 hat das Schuljahr 2016/2017 damals sehr durcheinandergewirbelt,denn die Neuregelung wurde bei laufendem Betrieb in die Lehrpläne eingearbeitet. „Die Inhalteder Ausbildung sind jetzt ganz anders als früher“, berichtet Schuldirektor Mörth. „Heute unter-richten wir in Themenfeldern. Das ist spannend und intensiv und schafft beste Voraussetzun-gen für die Praxis“, und zwar auch für die anderen Gesundheitsdienstleister wie Pflegeheimeund mobile Dienste, für die die NÖ Pflegeschulen auch ausbilden.
So gibt es in den Lehrplänen beispielsweise das Themenfeld „älterer Patient“ oder „Diabetes“.„Wir führen zur fallorientierten Pflege, in der die Patienten ganzheitlich gesehen und in der sieihrem Lebensstil entsprechend versorgt werden“, erklärt Mörth. Alle Berufsbilder brauchen eineMenge an Wissen. Beispiel Langzeit-Pflege mit dementen Patienten: Hier muss man nebendem Handwerkszeug auch einiges über biografische Arbeit wissen.
Die Sonderausbildungen sind Fachvertiefungen, die zusätzliche Qualifizierungen bringen undmit denen man mehr Verantwortung übernehmen darf – zum Beispiel in der Intensivpflege. Al-lerdings fehlen hier noch die meisten Lehrpläne von Seite des Bundes – eine zusätzliche Her-ausforderung für die Pflegeschulen.
Spezialisierungen wie zum Beispiel psychiatrische Krankenpflege oder Kinderkrankenpflegewerden übrigens einjährig oder berufsbegleitend zweijährig angeboten. Dazu kommen die Wei-terbildungen – zum Beispiel zur Praxisanleitung. Oder auch für die Palliativpflege, bei der esderzeit in enger Kooperation mit den extramuralen Bereichen um eine Kompetenzerweiterunggeht. Fortbildungen dienen der fachlichen Festigung nach dem derzeitigen Stand des Wissens.
Pflegekräfte aller drei Stufen können sich fachlich spezialisieren, zum Beispiel auf Wundma-nagement – oder in die Lehre oder in Leitungsfunktionen gehen.
Für die Schulen ist es ein wichtiges Ziel, Theorie noch stärker mit der Praxis zu verknüpfen.Bei LTT und TPT (Lerntransfers mit Theorie und Praxis) geht es für die Pflegeschülerinnen und-schüler darum, für die Praxis am Krankenbett zu üben, auszuprobieren, wie ein Verbandwech-sel sich gut anfühlt, wie man gern versorgt werden würde etc. Mörth: „Hier können sie lernen,wie sie in schwierigen Situationen gut handeln. Zum Beispiel wie man Blut abnimmt bei einemMenschen, der nicht reden kann.“ Hier üben die künftigen Pflegekräfte aller Berufsbilder inKleingruppen, und dafür ist eine große Zahl der vorgeschriebenen Ausbildungsstundenreserviert.
Steigende Anforderungen
Die Anforderungen an künftige Pflegekräfte sind jedenfalls enorm, wissen die beiden Experten:
-hochgradiges Teamwork
-interprofessionelle Zusammenarbeit
-hohes Fachwissen
-ausgeprägte Sozialkompetenz
Roman Gaal: „Sie müssen wahre Wunderwuzzis sein – aber so oft werden sie im Alltag aufsKlischee reduziert, auf althergebrachte Zuschreibungen, die nicht mehr der Realität entspre-chen.“ Gut sind nach Meinung beider Experten auch die Zukunftsaussichten aller Pflegeberufe:sichere Arbeitsplätze mit spannenden, lohnenden und herausfordernden Aufgaben.